Erfolgreiche Bilanz: Wohnungslosenhilfe ein Jahr im Reitbahnviertel
Seit einem Jahr ist die Abteilung Wohnungslosenhilfe der Stadtmission Chemnitz e.V. im Reitbahnviertel zu Hause. Das „zu Hause“ ist wörtlich gemeint, denn nach einem Jahr kann beurteilt werden, ob wir angekommen und angenommen wurden oder ob wir immer noch die Neuen und Fremden vor Ort sind. Die Befürchtungen waren zu Beginn groß, und dies auf beiden Seiten. Im Mittelpunkt standen dabei die Besucher und Besucherinnen unserer Einrichtung, wie sie das Viertel und Wohngebiet prägen werden und sich somit verstärkt Konfliktfelder ergeben könnten. Nach unserer Einschätzung konnten Missverständnisse geklärt werden. Größere Konfliktfelder in der näheren Umgebung der Annenstraße 18 und 22 sind uns nicht bekannt geworden. In den neuen Räumen konnten wir unsere Arbeit unter besseren Bedingungen wieder aufnehmen und sind nach einer kurzen Zeit wieder so frequentiert durch die Klientel wie an unserem ehemaligen Standort in der Lohstraße. Sicherlich spielt dabei eine Rolle, dass wir hier präsenter, sichtbarer und deshalb leichter zu finden sind. Die Frage, wie viele wohnungslose
Menschen es in Chemnitz gibt, kann man nicht ohne weiteres beantworten. Dies liegt an folgenden Gründen: Es können nur die Betroffenen gezählt werden, die sich im Hilfesystem melden, ihre Situation offen legen und nach Hilfe fragen. Weiterhin gibt es keine einheitliche Statistik, weder auf Bundes-, Landes oder kommunaler Ebene. Die Einrichtungen und Institutionen, die in diesem Bereich Hilfe leisten, zählen ihre Fälle und es lässt sich deshalb nicht feststellen, ob dieselbe Person bei verschiedenen Einrichtungen vorsprach und deshalb doppelt gezählt wird. Die Abteilung Wohnungslosenhilfe der Stadtmission Chemnitz e.V. versucht, diese Menschen, mit ihren unterschiedlichen Hilfebedarfen zu erreichen. Von der Straßensozialarbeit, die auf den Plätzen oder in Abrisshäusern den Kontakt sucht, der Beratungsstelle für Wohnungsnotfälle und Existenzsicherung und dem ambulant betreuten Wohnen, die unterstützen um bestehenden Wohnraum zu erhalten oder einen neuen zu finden bis hin zum Tagestreff „Haltestelle“ als niedrigschwelligem Angebot, um hygienische und existentielle Grundbedürfnisse zu befriedigen. Im gesamten Jahr 2017 kamen in den Tagestreff „Haltestelle“ 616 unterschiedliche Personen (427 Männer und 189 Frauen). Das sind 50 mehr als im Vorjahr. Dieser Anstieg der Besucherzahlen spricht für die Annahme des Tagestreffs „Haltestelle“ am neuen Ort. Die Zahlen bedeuten, dass durchschnittlich 28 Besucher pro Tag im Tagestreff „Haltestelle“ vorsprechen.
Alfred Mucha, Leiter der Abteilung Wohnungslosenhilfe